Genossenschaften

Was einer nicht alleine schafft, das schaffen viele.
Friedrich Wilhelm Raiffeisen

Die 68er-Bewegung hat gemeinsames Leben und Arbeiten vollkommen neu definiert. In Kommunen, Kinderläden und Kollektiven wurden mutige Konzepte erprobt, und wenn sie auch auf einer wirtschaftlichen Ebene wirksam werden sollten, war die Form der Genossenschaft das beliebteste Modell. Sie ist schon von den mittelalterlichen hamburgischen Schiffszimmerern juristisch definiert worden. Doch die wilde Aufbruchsenergie der 68er brachte Gemeinschaftsentwürfe, die weitreichendere Ziele hatten als die traditionellen. Natürlich existieren etliche Projekte dieser heißen Phase nicht mehr, in Hamburg bestehen aber einige sehr erfolgreich weiter. Das Café Libertad, eine kuscheliges Café in Altona, ist als so ein Kollektiv organisiert. Die ungefähr jährlich 60 000 Euro, die erwirtschaftet werden, kommen direkt den zapatistischen Erzeugern in Honduras, Mexiko und Kolumbien zugute. Ein ebenso altehrwürdiges 68er Projekt ist der Schanzenbuchladen. Er wurde 1979 gegründet. Ergänzend zu zwei rechtlich selbständigen GmbHs, einer Buchhandlung und einem Spielzeugladen wurde ein gemeinsames Kinderprojekt im Schanzenviertel ins Leben gerufen. So konnten außer pädagogisch wertvollen Büchern und Spielzeug auch Aktivitäten für Kinder angeboten werden, zusätzlich wurde ein eigenes Kinderzentrum eröffnet. Das Kollektiv veranstaltet regelmäßig Lesungen, vor allem zu politischen Themen. Die Initiative „Komm in die Gänge“ in der Hamburger Innenstadt hat eine überraschende Stabilisierung hinter sich. Ursprünglich besetzten die Aktivisten das leerstehende Ensemble, aber die kurze illegale Phase wurde 2010 durch die gut strukturierte Organisation der Gängeviertel-Genossenschaft beendet. Durch das kooperative und partizipative Vorgehen der Künstler und Intellektuellen war schließlich sogar die Stadt bereit, langfristige Nutzungsverträge zu unterschreiben. Inzwischen zeigen drei fertig sanierte Häuser und der UNESCO-Titel „Ort kultureller Vielfalt“ , was gemeinschaftliches Tun erreichen kann. Die UNESCO hob den „Ausdruck eines anderen Verständnisses von Stadtentwicklung und gesellschaftlicher Teilhabe“ besonders hervor. Auch die St. Pauli Hafenstraße, Fux und Haus 3 strahlen weit in den kulturellen Raum der Stadt.